Abweichungen in den Beinachsen ist bei Kindern ein häufiger Befund. Dabei gibt es zwei Häufigkeitsgipfel. Der erste tritt nach Laufbeginn auf bis zum 3. bis zum 5. Lebensjahr und zum anderen treten Beinachsenabweichungen vermehrt im pubertären Wachstumsschub auf. X‑Beine sind wesentlich häufiger als O‑Beindeformitäten.
Die Entwicklung einer X‑Beinstellung nach Laufbeginn ist in der Regel ein Normalbefund und hängt mit den Einflüssen der Schwerkraft auf den Körper und den muskulären Ansteuerungsmechanismen der unteren Extremität zusammen. Fast immer geht sie mit einer Knick-Plattfüßigkeit einher.
Eine Therapie der X‑Beine im Kleinkindalter ist nicht notwendig, da eine Spontankorrektur in aller Regel bis zum 6. Lebensjahr erfolgt. Allerdings sollte bei X‑Beinen, die eine rasche Zunahme zeigen, und über dieses Alter hinaus verbleiben, eine eventuelle operative Korrektur erfolgen. Weicht die Beinachse dann zunehmend vom Normwert ab, kommt es zu einer deutlichen Verlagerung der Trageachse in das äußere Kniegelenkkompartiment und somit zu einer zunehmenden unphysiologischen Belastung der gesamten Gelenkstrukturen. Später kann es dann zu frühzeitigem Knorpelverschleiß an der Außenseite des Kniegelenkes und Außenmeniskusschäden kommen.
Daher gibt es im Wachstumsschub eine sehr gute operative Möglichkeit, die Beinachsen wieder zu korrigieren. Dieser Eingriff wird minimal-invasiv durchgeführt und bei X‑Beinen erfolgt ein vorübergehender Wachstumsfugenverschluss, der innen gelegenen Oberschenkelfuge durch eine Klammer oder ein Titanplättchen. So hat man dann das innere Wachstum der Gelenkfuge vorübergehend gestoppt und die Wachstumsfuge kann an der Außenseite weiterhin wachsen, welches letztendlich zu einer Beinachsenkorrektur führt. Nach dem operativen Eingriff sind die Kinder schnell wieder voll belastungsfähig.
Es erfolgen dann regelmäßige klinische- und radiologische Kontrollen. Sobald die Beinachse wieder ausgeglichen ist wird die Klammer oder das Plättchen wieder entfernt und die Beine können sich normal entwickeln.
Beim Auftreten eines O‑Beines mit vermehrter Achsdeformität erfolgt die gleiche Methode an der Knieaußenseite.
Insofern kann durch diese kleinen minimal-invasiven Eingriffe eine hervorragende Korrektur der Beinachsen erzielt werden.
Der Knick-Senkfuß ist eine Fehlstellung des Fußes, bei der das Fersenbein nach außen wegknickt, der Innenknöchel und der Sprungbeinkopf (Caput tali) äußerlich prominent erscheinen und das Fußlängsgewölbe abgeflacht ist. In jungen Jahren tritt der Knick-Senkfuß als normale Variante auf und sollte sich im Laufe der Entwicklung zurückbilden. Bei der milden Form des Plattfußes reicht eine konservative Therapie aus mit unterstützender Krankengymnastik und Einlagenversorgung.
Bei den schweren, flexiblen Knick-Senkfüßen stehen im Wachstumsalter auch kleine operative Eingriffe zur Verfügung, welche eine Stellungskorrektur bewirken. In den letzten Jahren hat sich die Arthrorise-Operation als minimal-invasives Verfahren etabliert. Bei der Technik wird eine Calcaneus-Stopp-Schraube über einen kleinen Hautschnitt an der Fußaußenseite in das Fersenbein eingebracht. Mit diesem Operationsverfahren werden zwei Effekte erzielt.
Hierbei hat sich eine konservative Gipsmethode zur Behandlung des kindlichen Klumpfußes in den letzten Jahrzehnten erfolgreich entwickelt. Es handelt sich hierbei um die Ponseti-Methode. Hierbei wird der Fuß durch wöchentliche zarte Manipulation und durch Anlegen von Ober- und Unterschenkelgips über mehrere Wochen korrigiert. Hierdurch werden die Bänder und Sehnen des Fußes korrigiert und es gibt den Fußwurzelknochen Zeit, sich umzuformen. Nachdem der Fuß dann durch diese Gipsmethode korrigiert ist, muss meist am Ende der Therapie noch eine Achillessehnenverlängerungs-Operation durchgeführt werden. Dies geschieht durch einen minimalen Hautschnitt im Wadenbereich in Kurznarkose. Die Sehne muss dann nicht genäht werden und heilt bei Neugeborenen und Kleinkindern wieder vollständig aus.
Zur weiteren Nachbehandlung erfolgt eine Schienenanpassung (Ponseti-Schiene), die anfangs ganztägig und später nur nachts getragen werden muss. Die Schiene sollte in der Regel bis zum 4. Lebensjahr getragen werden.